Schon bei der Definition des Produkts und insbesondere der Produktfunktionalität hat man bei Software und Internet-Angeboten mehr Freiheiten als bei physischen Produkten. Software ist sehr flexibel und man kann damit fast “alles” machen. Diese große Freiheit stellt eine Herausforderung dar, denn es ist im Gegenzug oft schwer, zu fokussieren oder sinnvolle Kombinationen von Funktionalitäten zu definieren.
Auch beim Geschäftsmodell und bei der Preisfindung gibt es bei digitalen Gütern große Freiheitsgrade: zumeist sind die Grenzkosten sehr gering, d.h. sobald das Angebot einmal verfügbar ist, kostet es fast nichts, es einem weiteren Kunden zur Verfügung zu stellen. Damit sind z.B. Freemium-Geschäftsmodelle möglich, bei denen die Mehrheit der Kunden eine Grundversion des Angebots umsonst nutzt und nur eine Minderheit für eine erweiterte Funktionalität zahlt.
Versuchen Sie so ein Geschäftsmodell mal mit einem physischen Gut, zum Beispiel als Automobilhersteller: das Basis-Modell gibt es umsonst, und anspruchsvollere Kunden können dann optional zum schnelleren Modell oder zum Cabrio wechseln und nur dann müssen sie etwas bezahlen. Würde sicher helfen, Marktanteile zu gewinnen, aber es ist klar, warum das nicht geht.
Aber auch hier gilt: der höhere Freiheitsgrad macht die Aufgabe des Produktmanagers schwieriger, denn z.B. bei der Preisfindung ist einer der klassischen Einflussfaktoren, nämlich die Stückkosten, wenig hilfreich.
Einerseits stehen Produktmanager für Software und Internet-Angebote also vor speziellen Herausforderungen, andererseits hat die Branche spezifische Techniken entwickelt, um mit diesen Herausforderungen besser fertig werden zu können. So unterstützt beispielsweise das Instrumentarium des Requirements Engineering die Produktplanung und Qualitätssicherung und hilft damit den Produktmanagern, die Herausforderungen bei der Produktdefinition zu meistern.